"Quantum of the Seas"
Papenburg, Meyer Werft
sowie
Leer
und Emden

Mitte September 2014

Besucherzaehler

Mitte der 1980er Jahre begann die Meyer Werft in Papenburg mit dem Bau von Kreuzfahrtschiffen. Bis zum Jahr 2017 werden dort über 40 Luxusliner gebaut worden sein. Die Sache hat nur einen Haken: Die Meyer Werft liegt im Binnenland und ist lediglich über die schmale Ems mit der Nordsee verbunden.

Die Ausdockung und Überführung der Ozeanriesen in die Nordsee lockt jedes mal tausende von Schaulustigen an die Ufer der Ems. Auch diesmal war der Bär los :-) . Die Quantum of the Seas ist immerhin das bisher größte in Deutschland gebaute Passagierschiff! Seine erste Fahrt war deshalb ganz besonders knifflig. Der Riese muss sich über 36 Kilometer rückwärts durch die enge Ems schlängeln, bis er den Dollart und das offene Meer erreicht. Das Luxusschiff mit seinen 18 Decks hat Platz für 4.188 Passagiere und 1.400 Besatzungsmitglieder. Es ist das drittgrößte Kreuzfahrtschiff der Welt und gehört der US-Reederei Royal Caribbean. Der Preis für das Schiff soll bei rund 700 Millionen Euro liegen.

Der Überführungstermin der Kreuzfahrt-Riesen wird immer erst kurz vorher bekannt gegeben, da die Überführungen durch die eigentlich zu enge Ems stark von Tide und Witterung abhängig sind. Die Wasserstände lassen sich nur schwer vorhersagen. Die Ems muss genügend Wasser haben und der Wind sollte nicht mehr als 4 Knoten betragen. Am 19. September, Freitag nachmittags, wurde die Überführung der Quantum of the Seas für Sonntag mittag angekündigt. So machten wir uns am Samstag vormittag gleich nach dem Frühstück auf den Weg nach Weener, wo die enge Durchfahrt an der Friesenbrücke besonders spannend zu werden versprach.


Weener

Samstag, 20. September

Kurz nach 13 Uhr kamen wir in Weener an. Die Straßenränder waren mit Trassierband gegen allzu kreatives Parken versehen und an allen Seitenstraßen standen Absperrungen bereit. Die regulären Stellplätze waren bereits belegt, am Sportboothafen war Kuschelcamping angesagt. Und zusammen mit der Geräusch- und Geruchsbelästigung durch die direkt angrenzende Papierfabrik wäre dieser eigentlich schöne Standplatz sowieso nicht so prickelnd gewesen. Für diese Großveranstaltung wurde für die vielen Wohnmobile Parkraum im Bundeswehrdepot an der Friesenbrücke bereit gestellt. Dort fanden wir gleich am Ende der ersten Stichstraße einen sehr schönen Standplatz mit eigenem Rasenstück. Der Platz am Ende der Straße war ideal, denn Chili kam gerade in die Standhitze und wir wollten die Rüden der anderen Wohmobilisten nicht unnötig erregen. Dort standen wir ganz nah an der Friesenbrücke und doch ruhig ohne Durchgangsverkehr.

Nachmittags hatten wir genug Zeit, um uns die Friesenbrücke in Ruhe anzusehen. Hier ist einer der 3 Engpunkte bei der Schiffsüberführung. Für die großen Traumschiffe reicht es nicht, einfach nur die Eisenbahnbrücke hochzuklappen. Zusätzlich muss noch ein Mittenteil abmontiert und von einem Schwimmkran zur Seite geschafft werden. So entsteht eine Durchfahrtsbreite von gut 45 Metern. Die Quantum of the Seas hat eine Breite von 41 Metern. Die Durchfahrt versprach also spannend zu werden ...


Sonntag, 21. September - Kein Schiff wird kommen ...

Und dann hieß es warten, warten und nochmals warten ...
Mittags sahen wir, dass das Wasser der Ems angestaut wurde, es stieg deutlich. Gleichzeitig kam aber auch stark böiger Wind auf.
Das Schiff war in Weener für 17h15 angekündigt, doch der Wind hatte alle Zeitpläne durcheinander gewirbelt.
Als nächster Termin war der Start in Papenburg am späten Abend im Gespräch mit Durchfahrt an der Friesenbrücke gegen 4 Uhr morgens.
Doch auch dieser Termin ging vorbei - ohne Traumschiff.


Bei solch großen Schiffen stellen die Schiffsaufbauten eine enorme Segelfläche dar, die die Passage der Schiffe in den Engstellen erschwert. Es gibt an allen drei Engstellen Messgeräte für Windrichtung und -stärke, die ihre Daten direkt an die Schiffsbrücke weitersenden. Dieses Mess- und Übertragungssystem liefert den Lotsen an den drei Nadelöhren verlässliche Daten, die ein sicheres Manövrieren erlauben. Denn das Passieren der Engstellen erfordert ein besonderes Fingerspitzengefühl, da die Durchfahrtsbreiten nur unwesentlich größer als die Breite der Kreuzfahrtschiffe selbst sind.

Wir machten es uns derweil auf unserem Stellplatz gemütlich.

Nach einem sehr leckeren Essen bei 'Sipan' mit seiner
sehr guten und reichlichen italienisch-griechischen Küche
haben wir einen Rundgang durch Weener gemacht.

Das älteste Haus von Weener >

links: das Organeum, eine Orgelbildungsstätte in der historischen Altstadt von Weener.
Die Arp-Schnitger-Orgel (1710) in St. Georg steht auf einem Lettner, der verkleidet wurde
und den ehemaligen Altarraum vom Gemeinderaum trennt.

An diesem Wochenende gab es genug Möglichkeiten, sich in Weener die Zeit zu vertreiben. Im Bundeswehrdepot fand ein 'Kreativmarkt' statt und in der Altstadt eine Kirmes. Außerdem hatte man im Park neben der Kirmes einen kleinen mittelalterlichen Markt aufgebaut.

< Die Arbeit dieses Schmieds haben wir schon oft bewundern können, kommt er doch jedes Jahr zur Saisoneröffnung mit Kramer, Zunft & Kurtzweyl nach Schloss Homburg in unsere Heimatgemeinde.


Montag, 21. September

Am nächsten Morgen war immer noch nicht klar, wann das Traumschiff kommen würde. Niemand wollte einen Tipp abgeben. Beginn frühestens Montagabend. Wegen der vorhergesagten heftigen Windböen könnte es aber evtl. auch noch mehre Tage dauern, so erfuhren wir. Für viele, die Sonntags wieder abfahren mussten, war das Traumschiff-gucken ein Traum geblieben. Schade.

Wir hatten zum Glück eine Woche Zeit und überlegten schon, andere Ziele in der Nähe vorzuziehen. Aber das wäre riskant gewesen, denn die Nachricht, dass das Schiff startet, könnte evtl. ganz kurzfristig kommen. Und so war es dann auch. Mittags hieß es plötzlich: es ist so weit, das Schiff startet in Papenburg gegen 15 Uhr.

Die Tore des Sperrwerks in Gandersum wurden gegen 12 Uhr geschlossen, um das eingeflossene Tidenhochwasser in der Ems zu halten
und die Ems zwischen Papenburg und Gandersum mit Pumpen aufzustauen.
Die sechs Pumpen im Sperrwerk schaffen pro Sekunde 100 Kubikmeter.

Gespanntes Warten - noch liegt der das wuchtige Schiff am Werftdock. — Auf dem rechten Bild sieht man Wohnmobile im Bundeswehr-Depot.
Überall entlang der Ems herrschte reges Treiben.
Immer mehr Autos kamen an und der Damm an der Friesenbrücke bevölkerte sich immer mehr.
Ob die Quantum of the Seas wirklich starten würde? Oder ob der Termin wieder verschoben werden müsste? Wieder frischte der Wind auf.

Helmut fuhr mit dem Fahrrad Ems aufwärts nach Stapelmoor und wirklich - die Quantum of the Seas hatte sich auf den Weg gemacht.
Gegen 14h30 war sie am Dock gestartet und hatte sich um 16.20 Uhr durch die enge Dockschleuse der Meyer Werft gezwängt.

Langsam, ganz langsam schlängelte sich der Ozeanriese vorwärts. Der 'winzige' Schlepper hatte seine liebe Müh', das Schiff herumzuziehen.

Wenn die Flut den Höchststand erreicht hat, wird das Emssperrwerk bei Gandersum geschlossen. Dann staut man noch über mehrere Stunden das Wasser der Ems an. Nur durch dieses künstlich erzeugte Hochwasser von 1,50 m zusätzlich können diese Riesenschiffe die Ems überhaupt befahren. Und wenn das Schiff endlich am Emssperrwerk angekommen ist, muss erst wieder das nächste Hochwasser abgewartet werden, bis die Weiterfahrt möglich ist.

In Höhe des Stapelmoorer Schöpfwerks schien das Schiff nahezu regungslos zu verharren. Man durfte keinerlei Risiko eingehen.
So kam es, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte. Langsam ging die Sonne unter.

An der Friesenbrücke war das Schiff für 18h15 angekündigt. Doch nichts tat sich. Viele Schaulustige verließen schon den Damm.
Dann ... um 21h30, mit mehr als 3-stündiger Verspätung, war es endlich so weit. Inzwischen war es dunkel geworden.

Wahrhaft ein Traumschiff! Es herrschte eine tolle Stimmung. Vom Schiff her ertönte "Time To Say Goodbye",
während es fast lautlos durch die Nacht glitt.
Die rote Figur oben auf dem Dach ist übrigens ein riesiger Deko-Eisbär.

Dann war die Friesenbrücke erreicht. Es wurde eng ... sehr eng ...
Der hoch geklappte Brückenteil und der hohe Kran wirkten neben dem riesigen Kreuzfahrtschiff richtig mickrig.

Die Fotos täuschen: das Schiff fährt während der ganzen Überführung rückwärts.
An den Engstellen muss der Werftkapitän das Schiff in seiner gesamten Länge vor sich sehen, um richtig 'einfädeln' zu können.

Millimeterarbeit: Durchfahrtbreite gut 45 m, Schiffsbreite 41 m. Schiffslänge 348 m, Tiefgang ca. 8 m.
Um Gewicht und damit Tiefgang zu sparen, bekommt das Schiff erst in Bremerhaven seine Innenausstattung.

geschafft ... !

Mit 12stündiger Verspätung hat die schwimmende Kleinstadt Dienstag mittag über den Dollart die Nordsee erreicht.
Zuweilen wird die Ems als 'Geburtskanal' für die Meyer-Kreuzfahrtschiffe bezeichnet.
So gesehen war die Flusspassage des neuen 'Babys' sicher eine schwere Geburt. Aber erfolgreich!

Nach einigen Probefahrten geht es im November zur Jungfernfahrt mit Passagieren an Bord von Cape Liberty in New Jersey auf hohe See.
Heimathafen der 'Quantum' wird zunächst New York sein - von dort aus bietet Royal Caribbean Kreuzfahrten in die Karibik, zu den Bahamas und den Bermudas an. Vom nächsten Frühjahr an wird die 'Quantum' dann nach China verlegt.

Papenburg

Dienstag, 23. September

Dienstags hatten wir für 9 Uhr eine Führung durch die Meyer-Werft gebucht.
Vorher hatten wir noch ein bisschen Zeit, uns in Papenburgs Zentrum umzusehen.

links: Der heilige Antonius predigt den Fischen. — Die Antonius-Kirche wurde von 1875 bis 1877 erbaut.

Das Innere der Antonius-Kirche ist wirklich beeindruckend - vor allem die 1911/12 von Gerhard Lamers geschaffene originelle Wandbemalung
mit heilsgeschichtlichen Szenen, Scheinarchitekturen und zahlreichen, teilweise sagenhaft-fantastischen Pflanzen und Tieren ist interessant.

links: Teil des Kreuzwegs von 1885 — Mitte: Die Säulen sind mit Mustern von grünglasierten zwischen den rot belassenen Ziegeln verziert.

Papenburg's Rathaus von 1913 und die Brigg 'Friederike' im Hauptkanal von Papenburg.
Mit einem Shuttle-Bus der Meyer-Werft wurden wir neben dem Rathaus abgeholt.


Meyer Werft

Schon 1795 als Produktionsort für Holzschiffe gegründet, hat die Werft in Papenburg heute eines der größten überdachten Trockendocks der Welt. Bei der Werksführung durften wir auch einen Blick in die riesigen Baudockhallen werfen.

< Große Schiffe brauchen große Kräne ;-)
Dieser Kran reichte gerade, um an den Aufbauten auf dem Dach des Schiffes zu arbeiten.

Nachdem die 'Quantum of the Seas' ausgelaufen war,
hatten wir eine leere Halle erwartet und waren ganz erstaunt,
hier bereits das nächste Schiff zu sehen.
Es ist das Schwesterschiff der Quantum, die 'Anthem of the Seas'
die im nächsten Jahr fertig gestellt wird.

Diese Halle ist 504 m lang, 125 m breit und 75 m hoch!


In der rechten Halle hat mit dem Brennstart der ersten Stahlplatte
bereits der Bau des dritten Schiffs der "Quantum"-Klasse,
der "Ovation of the Seas" begonnen, die im Herbst 2016 fertig werden soll. >

Nach dieser interessanten Führung haben wir Papenburg verlassen und sind zu einer kleinen Rundreise aufgebrochen.

Leer - das Tor zu Ostfriesland
hat eine der schönsten Altstädte Ostfrieslands samt Museumshafen

Der Stellplatz von Leer liegt kurz vor der Doktor-vom-Bruch-Brücke,
über die man schon mit wenigen Schritten in die malerische Altstadt kommt.
Am Museumshafen begegnete uns diese 'etwas andere' Meerjungfrau.
Rechts sieht man das berühmte Weinhandels-Haus Samson aus dem Jahre 1643.

Die Fassade des altehrwürdigen Bünting Coloniale ist sehenswert.
Rund 50 Motive erzählen in einem überdimensionalen Bilderbuch aus der Vergangenheit der Stadt.

Gegessen haben wir diesmal sehr gut im Ristorante 'Mamma Mia' in der Mühlenstraße.


Dann haben wir dem Wasserschloss Evenburg in Leer-Loga noch einen Besuch abgestattet.

Das Wasserschloss liegt inmitten eines malerischen Landschaftsparks im englischen Stil.
Die Anfänge dieser prächtigen Wasserburg reichen bis in die Mitte des 17. Jhdt. zurück.

Der Graureiher ließ sich auch von den Hunden nicht aus der Ruhe bringen.

Nach einem kleinen Spaziergang mit den Hunden durch den schönen Park haben wir unseren nächsten Übernachtungsplatz angesteuert.

Emden

In Emden hatten wir einen tollen Stellplatz direkt am Wasser.

Ansonsten hatte Emden allerdings nicht viel Touristisches zu bieten.

Mit dieser schönen Aussicht aus dem Wohnmobil-Fenster haben wir dann die Nacht verbracht.


weiter geht's nach Oldenburg ...


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